(((S))): Phantom

Da ist es, das Phantom. Wie schon vor einigen Wochen angekündigt, schlägt (((S))) wieder zu, der mysteriöse, Musik gewordene Geist. Dem alles sehenden Auge eines gewissen großen Brooders entzogen, hat diese Entität nur eines im Sinn: Sich mit Klangwelten der filigransten Sorte erneut in die Herzen all seiner Fans zu spielen. Phantom ist somit ein Album, das zweite von (((S))) nach dem ebenfalls metaphysischen Klangkörper Ghost.

Und wie das Phänomen sich gibt, so klingt es auch: Feiner Wave sowie zarter Pop verbinden mit fast unsichtbaren Fäden das Flair der 80er mit Soundgerüsten, die im neuen Jahrtausend nicht zeitgemässer sein können. Fast heiter scheint der Invisible Man, gibt sich seinen Träumen hin (Addicted To My Dreams) um dann mit einem würzigen Autumnhead einen Abstecher in die 60er zu machen - der Genius der Beatles scheinen bei diesem Ohrwurm geistige Paten gewesen zu sein.
Phantom lässt sich, und das scheint Methode, kaum greifen. Vergleiche wie der eben getätigte sind hilflose Versuche, dem Künstler gerecht zu werden. Klar, das ist tatsächlich irgendwo Pop, aber Einflüsse lassen sich allenfalls herausdeuten. Manchem mag die Musik von (((S))) zu seicht, zu verspielt sein, das ist zu erwarten.

Für mich persönlich galt das kurzzeitig ebenfalls. Beim ersten Reinhören in Phantom fehlte der Grip, erst nach einer Weile schlichen sich die gekonnten Kompositionen in die Niederhöllen meines Gehörs. Was ich damit sagen will: Das Album sollte man sacken lassen, um es in vollen Zügen geniessen. Wer auch immer (((S))) ist, er schafft es, längst verloren geglaubte Sounds und Melodiekonstrukte wieder aufleben zu lassen. Das wirkt anfangs ungewohnt, macht aber mit jedem Durchlauf der Scheibe mehr und mehr Spaß, und führt letztlich dazu, dass man sich in den Stücken verlieren kann. Mir ging es so zumindest so, Phantom ist mehr als nur eine angenehme Überraschung.

Veröffentlichung: 30.04.2010