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P.C. Cast: Ausersehen

Shannon Parker ist Highschoollehrerin in den USA, lebt ein zufriedenes Leben und gibt sich in ihrer Freizeit gerne ihrer Sammelleidenschaft für alte Kunstwerke hin. Doch genau das wird ihr zum "Verhängnis": Bei einer Auktion ersteht sie eine scheinbar magische Urne, die sie plötzlich in eine geheimnissvolle, mythische Parallelwelt namens Partholon befördert. Hier erwacht sie als Inkarnation und Hohepriesterin der mächtigen Göttin Epona. Noch ehe sie ihre Situation überhaupt realisieren kann, wird sie mit dem Zentauren-Schamanen ClanFintann vermählt und muss sich all jenen Aufgaben stellen, die eine mächtige Priesterin und Herrscherin so ausfüllen muss. Unter anderem fällt ein Volk aus schrecklichen Kreaturen, die Fomorianer, über Partholon her und es liegt an Shannon, die in dieser Welt Rhiannon genannt wird, diese Bedrohung zu stoppen. Zum Glück entpuppt sich ihr aufgezwungener Pferde-Menschen-Ehegatte als strahlender Held, und der Umstand, dass viele der Menschen in Partholon ebenfalls "Spiegelbilder" aus ihrer ursprünglichen Welt darstellen, ist auch nicht gerade unangenehm.

Ausersehen war seinerzeit der erste Roman überhaupt der Autorin P.C. Cast, die später mit ihrer "House Of Night"-Vampir-Reihe für aufsehen sorgte - Den ersten Band jener Serie, Gezeichnet, haben wir euch ja seinerzeit vorgestellt.
Nun veröffentlicht der Mira Taschenbuchverlag also auch die Debütreihe der US-Bestsellerautorin, die insgesamt den Namen "Tales Of Partholon" trägt. Hier wird besagte Highschoollehrerin (die Autorin hatte übrigens ca 15 Jahre genau diesen Beruf) in eine Parallelwelt entführt. Zunächst gegen ihren Willen, denn die ursprüngliche Rhiannon, eine offenkundig sehr launische und verwöhnte Tussi, die aber äußerlich und auch in vielen Charaktereigenschaften Shannon sehr ähnlich war, wollte wohl die Welt mit "magischen Geräten" wie z.B. Autos, Fernseher usw lieber regieren. Schnell jedoch fügt sich Shannon Parker in ihre neue Rolle als Geliebte der Göttin Epona, Ehefrau eines Zentauren und eigentlich unbeliebte Herrscherin, deren zickiges Verhalten ihre Untertanen manchen Nerv gekostet hat.

Es gibt zwei Arten, wie man Ausersehen betrachten und kritisieren kann, die wohlwollende und die äußerst kritische. Zunächst will ich mich ersterer widmen:
Was sofort positiv auffällt ist der lockere Schreibstil, den die Autorin vor allem im ersten Teil aufrecht hält. Shannon ist eine Amerikanerin mittleren Alters, die in eine mythische Welt befördert wird, und auf ihre eigene Art an die Dinge herangeht. Die Geschichte wird aus ihrer (eigentlich von mir in Romanen ungeliebten) Ich-Perspektive erzählt, was in diesem Fall zu zahlreichen humorvollen Anekdoten, Vergleichen zu "unserer" Welt und lustigen Dialogen zwischen Sagenweltbewohnern und der Ami-Frau führt. Die Welt Partholon bedient sich dabei fröhlich der griechischen, keltischen und römischen Mythologien, was zwar nicht unbedingt innovativ klingt, aber zu einer charmanten Fantasy-Mixtur kommt, in der man sich schnell wohlfühlt. Alles in allem eine gute Grundlage, um ein geniales Buch zu fabrizieren.

Doch leider gelingt das dann doch nicht:
So wird aus der eigentlich recht interessanten Shannon ca nach der Hälfte des Buches einer der oberflächlichsten Hauptcharaktere, die ich je in einem Buch erlebt habe. Die Sorgen, Ängste und Probleme, die ein solcher "Welten-Wechsel" mit sich bringen sollte, werden von ihr meist nur verdrängt und kaum behandelt. Ihre Familie und Freunde aus der "realen" Welt vermisst sie so gut wie nie, dass sie offenkundig nicht zurückkehren kann wischt sie recht schnell beiseite. Stattdessen geht die gute Frau gefühlte zwanzigmal während der Geschichte baden, schlägt sich den Bauch mit Wein und üppigem Essen voll und hat mehr Sorgen um ihre Frisur und ihre Kleidung, denn um ihr bedrohtes Volk. Sämtliche Zentauren und Menschen sind lieb und nett und freundlich, also muss sich Shannon/Rhiannon auch fast nie mit zwischenmenschlichen Problemen herumplagen. Selbst in der Situation, wo ein scheinbarer "Erzfeind" innerhalb der eigenen Tempelmauern auftritt, wird dieser noch in derselben Szene einer ihrer besten Freunde. Die Happy-Paradise-Atmosphäre wird zwar durch die äußerst blutrünstigen Fomorianer gestört, diese sind aber über 80% des Buches nur in einer Nebenrolle wahrzunehmen und werden dann erst gegen Ende "etwas" realer, wobei selbst da dann keine wirkliche Spannung mehr aufkommt. Shannon ist auch extrem uneigenständig, die meiste Zeit wird sie von ihrem Zentauren-Gatten gerettet, von ihrer besten Freundin Alanna betüddelt oder bekommt Eingebungen seitens der Göttin Epona - eigene Entscheidungen trifft sie nur selten. Von zahlreichen Ungereimtheiten und unlogischen Ereignissen/Verhaltensmustern innerhalb von Ausersehen will ich gar nicht sprechen.

Es spricht tiefe Enttäuschung aus mir. Nach den ersten 200 Seiten war meine Begeisterung wirklich noch groß, eben aufgrund des ungewöhnlichen Schreibstils (der aber später auch immer weniger zum Tragen kommt) und des guten Starts der Story. Dass sich dann aber alles in Wiederholungen und Banalitäten verliert, dass P.C. Cast es nicht schafft, irgendeine Form von Spannung aufrecht zu erhalten, hätte ich anfangs nicht für möglich gehalten. Letztlich wirkt das Buch im Nachhinein so, als hätte eine 13-jährige ihre Tagtraumfantasien niedergeschrieben. Pferde spielen eine Rolle, ein strahlender und makelloser Liebhaber und Gatte, Mitmenschen die alle nur nett sind und die Protagonistin vergöttern, "Probleme", die sich im wahrsten Sinne des Wortes einfach in Luft auflösen... Lassen wir das. Es ist einfach zu schade um eine wirklich gute Idee.

Veröffentlicht: 11. April 2011
Verlag: Mira Taschenbuch
Website: www.talesofpartholon.de
Umfang: 528 Seiten
Preis: 9,95 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-89941-855-2

Cover

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05/16/11 by Otti

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