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Sandra Ann Fortner: Das Blut der Gläubigen

Eigentlich führt Mechthild ein recht beschauliches Leben, wenn man die Umstände bedenkt. Sie hat ihre Mutter (eine Sarazenin) früh verloren, musste als Kind mit ihrem Vater aus ihrer Heimat Akkon nach Augsburg fliehen, wo dieser dann wiederum der Notzucht angeklagt und lebendig begraben wurde... Aber das Schicksal war ihr dann doch hold. Die Apothekerswitwe Notburga hat sie als Lehrmädchen aufgenommen, wodurch sie kein Leben als Ausgestoßene fristen muss.
Doch dann geht ein Blutregen über Augsburg nieder, eine Hungersnot plagt die Stadt, das Antoniusfieber greift um und plötzlich verschwinden auch noch immer wieder Pilger auf mysteriöse Weise. Und alles deutet darauf hin, dass die junge Mechthild irgendwie in diese Angelegenheiten verwickelt ist.

Im Augsburg des späten 13. Jahrhunderts angesiedelt, erzählt Autorin Sandra Ann Fortner uns eine fiktive Geschichte, die eine Mischung aus Krimi/Thriller und historisch angehauchtem Roman darstellt. Hauptcharakter Mechthild ist ein einfaches, normales Mädchen, das jedoch durch Erlebnisse in der Vergangenheit und ihre "unchristliche" Herkunft (Verbindungen zwischen Christen und Sarazenen waren auf Todesstrafe untersagt) von Alpträumen und Vorurteilen der Mitbürger geplagt wird. Als dann noch scheinbar göttliche Strafen und übernatürliche Katastrophen die Stadt beuteln, gerät das "Sarazenenbalg" schnell ins Visier der abergläubischen Bevölkerung. Zum Glück muss sie sich nicht alleine mit diesen Problemen plagen, denn ihrer Meisterin, die Apothekerin Notburga, der Stadtphysicus Wolfgang von Menkingen und vereinzelte andere Menschen stehen nicht nur zu ihr, sondern wollen auch die Ereignisse rational aufklären. Das gestaltet sich jedoch nicht gerade einfach in einer Zeit und Welt, in der Religiosität das Leben bestimmt, Mythen und Mären oft als Wirklichkeit gelten und die irdische Gerichtbarkeit noch sehr martialische und rudimentäre Formen hat.

Das Blut der Gläubigen erhebt dabei nicht den Anspruch, historisch absolut korrekt zu sein. So verwendet Fortner zwar mittelalterliche Phänomene wie das Antoniusfeuer und den Blutregen, die in Europa durchaus aufgetreten sind, verlagert sie aber nach Augsburg, wo ein Vorkommen derselben zu keiner Zeit überliefert ist. Vereinzelte Sachen werden erfunden, andere etwas umunterpretiert oder in ihrer Zeit und Lokalität verlagert, um diese in die Romanhandlung zu verweben. Anderes aber wird aus fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen auch eins zu eins übernommen. Sympathischerweise schlüsselt die Autorin diese Mixtur aus Fakt, Fiktion und schriftstellerischer Freiheit in einem Kapitel am Ende des Buches auf. Es geht ihr also weniger darum, dem Leser eine (sowieso nicht mögliche) akurate Historienabhandlung zu bieten, sondern ihm ein lebendiges Abenteuer zu bieten, das in erster Linie Spannung birgt, und in zweiter Linie eine subjektive Idee davon vermittelt, wie das Leben im Augsburg des Mittelalters gewesen sein könnte.

Einen kleineren Kritikpunkte kann ich mir dabei nicht verkneifen. Und zwar hat es bei mir fast bis zur Hälfte des Buches gedauert, bis mich die Geschichte so sehr gefesselt hat, dass ich wirklich am Lesen geblieben bin und das Buch ab da "verschlungen" habe, wie man so schön sagt. Zwar ist Das Blut der Gläubigen von Anfang an interessant, Spannung baut sich in meinen Augen aber wirklich erst im späten Verlauf der Geschichte auf - Ab da aber dann in großartiger Manier!

Dies soll aber nicht schmälern, dass der Roman alles in allem wirklich wundervoll ist. Markante und interessante Charaktere, eine leicht fantastisch angehauchte, in ein historisches Bett gelegte Geschichte, Fachwissen, das man der Autorin nicht absprechen kann und das sie aber auch mit großem schriftstellerischen Talent ergänzt... Die Mischung ist gelungen, die Lektüre war für mich sehr inspirierend.

Veröffentlicht: 25. August 2011
Autor: Sandra Ann Fortner
Verlag: Verlag Philipp von Zabern
Umfang: 378 Seiten
Preis: 19,90 Euro (Flexicover)
ISBN: 978-3-8053-3950-6

Cover

Kutami

09/19/11 by Otti

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